Einführung

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Zwerge auf den Schultern von Riesen 

nach Bernhard von Chartres um 1120

Etwas Neues kann nur einmal beginnen. Und die erste Version des neuen Ansatzes und Frameworks Agile Educational Leadership in der Digitalität (AEL) ist nun seit 2021 in Form des AEL-Buches 1.0 an dieser Stelle veröffentlicht.

Insofern gibt es an dieser Stelle statt einer Einleitung nun eine Einführung, doch wieder ausgehend von der Frage nach dem Warum, Anmerkungen zur Struktur und Besonderheiten, um die Orientierung zwischen den beiden Versionen zu erleichtern. Dem folgt das Angebot einer Kurzbeschreibung des Rahmenwerks Agile Educational Leadership in der Digitalität – und eine erneute Einladung.

Warum AEL?

Bildung ist umfassend wichtig. Bildung im engeren Sinne ist entscheidend für den individuellen Lebensweg. Von Bildung im weiteren Sinne hängt unsere Zukunft ab, hängt unsere Demokratie ab, hängt ein gesundes Leben auf der Erde ab. Natürlich im Zusammenspiel mit zumindest kluger Wirtschaft und Politik.

Und warum ist es dann eine so große Herausforderung, Bildung angesichts unserer aktuellen Krisen anpassungsfähiger zu machen, sie heute schon mit Blick auf die Zukunft besser – was immer das zunächst heißen mag – und zeitgemäßer zu gestalten?

Jüngste Beispiele aus Deutschland, wie der Umgang mit Bildung während der Corona-Pandemie seit 2020 und was daraus bis heute geworden und geblieben ist, wie auch das Beispiel der seit Ende 2022 weitgehend für alle zugänglichen KI-Anwendungen, die im Alltag wie in der Bildung selbstverständlicher werden, zeigen, dass hier ein (Aus-)Handeln gefragt ist, das die Geschwindigkeit der Entwicklung nicht als Gegner, sondern als Normalität und stetigen Kontext begreift.

So frage ich mich mit Blick auf das deutsche Bildungssystem zunehmend: Warum sind Veränderungen bei allem Verständnis für kompliziert gewachsene Strukturen an dieser entscheidenden Stelle so zäh? Warum leistet sich unser Bildungssystem ein konsequentes Verharren in seiner Solidität und sieht darin sogar eine Qualität (nicht jedem Trend hinterherzulaufen)? Bedingen die (nicht nur technologisch bedingten) Krisen lediglich Trends, die man einfach abtun kann? Geht es nicht vielmehr darum, über das Erkennen und die Auseinandersetzung mit einer ungewissen Zukunft und einer bereits herausfordernden Gegenwart hinaus, sich schon jetzt damit zu beschäftigen, wie Wandel oder Transformation zum aktiven Teil des Alltags wird – und damit bereits gelebt werden kann? Wie also kann sich ein so komplexes Gebilde mit seinen Akteur_innen wie der Bildungsbereich so weiterentwickeln, dass es in komplexen Situationen immer wieder souverän handlungsfähig wird – damit nicht die nächste große Herausforderung (wieder) ein ad hoc hektisches und kräftezehrendes Hin und Her zwischen Routine- und Krisenmodus erfordert?

Und hier setzt die Idee des Ansatzes und des Rahmens Agile Educational Leadership in der Digitalität an – sicher nicht als vermeintlicher Königsweg, aber doch als ein möglicher Weg, sich gemeinsam als jeweilige Bildungsorganisationen und Akteur_innen im (Hochschul-)Bildungsbereich Schritt für Schritt lösungsorientiert mit den alltäglichen Veränderungen in unserer tief mediatisierten Gesellschaft zu bewegen.

Denn über den Umgang mit permanentem Wandel, über die Gestaltung von Rahmenbedingungen, um sich Wissen anzueignen, Kompetenzen zu erwerben und zu trainieren, kurz: um unter guten Bedingungen zu lernen und sich (lebenslang) zu bilden, ist bereits viel bekannt. Die digitale Transformation ist in vollem Gange und hat zur Entwicklung von sozialen, kommunikativen und kulturellen Veränderungen in Form von Digitalität beigetragen, die heute ganz selbstverständlich Teil der Rahmenbedingungen und des Möglichkeitsraums für den Bildungsbereich sind. Ein Bildungsbereich, der schon heute mitverantwortlich dafür ist, dass Bildung ihre wichtige Aufgabe für uns als Individuen und für unsere gemeinsame, nachhaltige Zukunft als demokratische Gesellschaft erfüllt.

Die Motivation, den Ansatz Agile Educational Leadership in der Digitalität nun wieder zu intensivieren um es als integratives, theoretisch und empirisch anschlussfähiges transdisziplinäres Rahmenwerk für die souveräne Gestaltung von (Hochschul-)Bildung für alle Akteur_innen weiterzuentwickeln, ist also im Kern die selbe geblieben – und entspricht dem, was mich und meine bisherige Arbeit in diesem Themenfeld geprägt und mich angetrieben hat.

Struktur

Die geplante, modifizierte Struktur des AEL 2.0 Buches setzt entsprechend der identifizierten und im Backlog aufgelisteten Bedarfe im hier exemplarisch vertieften Bildungskontext der Hochschulbildung an.

Denn nachdem ich auch für mich klären konnte, wieso ich den Faden für eine AEL-Version 2.0 (neben allen anderen Tätigkeiten) in diesem Jahr 2024 wieder aufnehmen möchte, geht es also nun an die Aktualisierung und Ausdiffernzierung bereits formulierter oder lediglich benannter Ideen und Konzepte, doch vor allem an die Ausarbeitung weiterer, m.E. bisher fehlender Kapitel. Dies wird sich auch auf die Struktur des Online-Buches AEL 2.0 auswirken.

Der derzeitige Entstehungsprozess zeichnet sich durch zwei Besonderheiten aus: Zum einen durch meine fachlich bildungs- und erziehungswissenschaftlich sowie medienpädagogisch geprägte Perspektive auf den Bildungsbereich und Hochschulbildung, aus der ich die Themen betrachte, einschätze und strukturiere. Und zum anderen durch meinen Fokus auf eine lösungsorientierte Problematisierung und Überzeugung des heute schon Machbaren.

Entsprechend ist für die nächsten Monate erst einmal vorgesehen mit den Kapiteln zum Rahmen – also dem Kern – zu starten. Und danach die Kapitel Ambidextrie und Educational zu aktualisieren sowie eine kritische Zwischenreflexion von AEL vorzunehmen. Das sind die derzeit ersten ca. 20 Punkte der Liste im Backlog. Es wird sich zeigen, was zwischendrin gestrichen werden kann oder noch hinzukommen wird und wie es dann im nächsten Schritt weiter gehen wird – immer das Ziel eines AEL-Buchs 2.0 im Blick.

Parallel zum weiteren Prozess wird zugleich die nachstehende Kurz-Beschreibung von AEL angeboten, wie sie für mich derzeit gilt.

AEL in Kürze

Der konzeptionelle Ansatz Agile Educational Leadership in der Digitalität (AEL) steht für spezifische Handlungsstrategien und -praktiken sowie ein entsprechendes spezifisches Agile Leadership im Bildungsbereich in Zeiten der digitalen Transformation und gesellschaftlicher Krisen.

Agile Educational Leadership vereint agile Werte und Prinzipien und stärkt für den Umgang mit organisationaler und persönlicher Ambidextrie, um allgemein im Dazwischen und konkret in Bildungskontexten zwischen parallelen Hierarchien und Netzwerken souverän agieren zu können. Es geht darum, in der Komplexität vielfältiger Entscheidungs- und Handlungsoptionen ein Sowohl-als-auch zu erkennen, auszubalancieren und aushalten zu können und damit Verbindungen zwischen Dualitäten aufzuzeigen.

Personen, die Agile Educational Leadership übernehmen, stehen nicht für eine hierarchische Position oder Funktion, sondern primär für eine Rolle in einem jeweiligen (projektorientierten) Handlungskontext mit einer entsprechenden Haltung.

Damit bietet AEL einen Rahmen, um unter unsicheren Kontextbedingungen im Bildungsbereich verantwortungsvoll handeln zu wollen und zu können. AEL versteht sich nicht als alleiniger Lösungsansatz und bietet keine fertigen Antworten. Der Rahmen bietet Raum, sich an die jeweiligen Ausgangsbedingungen jeder Bildungsorganisation anzupassen – und spezifisch passende Wege einer AEL-Praxis zu entwickeln und zu gehen.

Als offenes und frei verfügbares transdisziplinäres Rahmenkonzept wird AEL kontinuierlich theoretisch und empirisch (weiter-)entwickelt und fundiert.

Einladung!

An dieser Stelle kann ich meine Einladung von 2021 nur wiederholen und erweitern. Denn die Herausforderung, eine mögliche Antwort auf die Frage nach dem Warum zu finden, ist geblieben – und sie wird nicht nur im gegenwärtigen Tempo immer größer.
Insofern: Mit Agile Educational Leadership möchte ich dazu einladen, gemeinsam Schritt für Schritt die Zukunft der Bildung mutig anzugehen – denn diese Zukunft beginnt heute! Jede und jeder von uns gestaltet diese Zukunft mit – durch Handeln oder durch Abwarten. 

Letzte Aktualisierung am 12.04.2024 (Changelog)

 

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