Außerdem: Dazwischen Handlungsfähig sein

Lese­zeit: 4 Minu­ten

Zwi­schen dem „Außer­dem 1.0“ und die­sem nächs­ten „Außer­dem“ zur Ver­si­on 2.1 des Rah­men­werks AAEL hat sich Vie­les wei­ter­ent­wi­ckelt.
Man­ches steht noch aus – ande­res habe ich bewusst verworfen.

#Unperfektion

Das Rah­men­werk AAEL the­ma­ti­siert im Kern Hand­lungs­fä­hig­keit unter Bedin­gun­gen von Wan­del und Unge­wiss­heit. Es ver­steht sich selbst als kon­ti­nu­ier­li­cher Pro­duk­ti­ons­pro­zess – auch die­se Ver­si­on 2.1 ist wie­der ein ‘Mini­mal Via­ble Pro­duct’. Vie­le Impul­se und Ent­schei­dun­gen lie­gen noch zum Bear­bei­ten im Back­log, ande­re konn­ten bereits in ers­ten Ite­ra­tio­nen rea­li­siert wer­den. Wie­der ande­res befin­den sich der­zeit im Pro­zess – und sind den­noch sicht­bar, um sie früh­zei­tig in die Dis­kus­si­on ein­zu­brin­gen.

Im ers­ten „Außer­dem (zur Ver­si­on 1.0)“ sprach ich noch von einem „Essay“ als Text­form, weil sich der Text zwi­schen ers­ten kon­zep­tio­nel­len Über­le­gun­gen und pra­xis­be­zo­ge­nem Trans­fer­an­spruch bzw. Trans­fer­im­pul­sen aus der Pra­xis für das AAEL-Rah­men­werk bewegt. Fach­lich und empi­ri­sche mit Blick auf die Trans­dis­zi­pli­na­ri­tät und Inter­dis­zi­pli­na­ri­tät der The­men­fel­der, die sich in die­sem Rah­men­werk inte­grie­ren, fun­diert und jeder­zeit zitier­fä­hig. Nun nimmt der AAEL-Rah­men immer mehr Form an und wird zuneh­mend zu dem (Online-)Buch, das ich von Anfang an vor Augen hat­te. Und die Fun­die­rung wird in der Über­ar­bei­tung der Ver­tie­fungs­ka­pi­tel erwei­tert. Auch For­schungs­pro­jek­te sind der­zeit in Pla­nung.

Die­se Ver­si­on mar­kiert inso­fern den erneu­ten Beginn einer öffent­li­chen Review-Pha­se. Ihre Rück­mel­dun­gen – ger­ne per Mail oder über die Web­site – sind aus­drück­lich erwünscht.

#Entscheidungen

Für Ver­si­on 2.1 habe ich mich an ver­schie­de­nen Stel­len für Klar­heit ent­schie­den: Begrif­fe wur­den geschärft, Ele­men­te ver­wor­fen oder ver­dich­tet – ins­be­son­de­re im Rah­men der Visua­li­sie­rung des AAEL-Rah­mens. Wer­te und Prin­zi­pi­en wur­den aus den ver­tie­fen­den Aus­füh­run­gen abglei­tet und expli­zit for­mu­liert, um Refe­renz­punk­te für die Umset­zung einer AAEL-Rei­se zu bie­ten. Wei­te­re fach­li­che Per­spek­ti­ven flos­sen bereits in flan­kie­ren­de Publi­ka­tio­nen ein und wer­den inte­griert, ande­re war­ten noch auf ihre Aus­ar­bei­tung.

Vie­le die­ser Ent­wick­lun­gen haben sich aus dem kon­ti­nu­ier­li­chen Aus­tausch ent­wi­ckelt – in Gesprä­chen, in Vor­trä­gen, im Schrei­ben selbst. Und letzt­lich war es auch die­ser Pro­zess, der zur expli­zi­ten Auf­nah­me des zwei­ten „A“ im Namen führ­te: Ambi­dex­trous. Denn die Meta­pher der Beid­hän­dig­keit trifft den Kern, wenn es dar­um geht Para­do­xien aus­zu­ba­lan­cie­ren: mit begrenz­ten Res­sour­cen sowohl das Bestehen­de zu opti­mie­ren als auch Neu­es zu erkun­den – und dafür im Dazwi­schen pas­sen­de Lösun­gen zu suchen.

#Dazwischen handeln können

Seit Beginn mei­ner Arbeit an AAEL lei­tet mich die Per­spek­ti­ve auf das Dazwi­schen: zwi­schen Alt und Neu, zwi­schen Sta­bi­li­tät und Ver­än­de­rung, zwi­schen Struk­tur und Emer­genz. Zwi­schen Schwarz und Weiß – den vie­len Grau­tö­nen, die es für pas­sen­de Lösun­gen im Bil­dungs­be­reich braucht.

Des­halb ist AAEL kein Sche­ma mit fes­ten Ent­wick­lungs­stu­fen oder trai­nier­ba­ren Kom­pe­tenz­stu­fen, kei­ne Check­lis­te, kein ‚One-fits-all‘-Modell für die Bil­dungs­or­ga­ni­sa­tio­nen – son­dern ein lei­ten­der Rah­men, der gemein­sam aus­ge­füllt wer­den will. Es geht nicht um ein rich­ti­ge Mind­set vor­ab, nicht um eine ver­ord­ne­te Kul­tur, nicht um Rei­fe­grad­mes­sun­gen. Es geht um gemein­sa­mes wie ziel­ge­rich­te­tes Nut­zen eines Mög­lich­keits­raums – und um die Frei­heit und das Wis­sen dar­um, dass sich Hal­tung, Kul­tur und Ver­än­de­rungs­be­reit­schaft im Han­deln und Erle­ben ent­wi­ckeln dür­fen müs­sen. Schritt für Schritt.

Das ist hier auch mit indi­vi­du­el­lem, gemein­sa­men und orga­ni­sa­tio­na­lem Ler­nen gemeint – und dabei erfah­ren eini­ge ver­mut­lich auch ganz per­sön­li­che Bil­dungs­pro­zes­se.

Der AAEL-Rah­men hält Ele­men­te als Leit­plan­ken bereit, um Kom­ple­xi­tät gestalt­bar zu machen – ohne sie zu ver­fla­chen. Für Per­so­nen und Orga­ni­sa­tio­nen bie­tet er ein gemein­sa­mes, anschluss­fä­hi­ges Ori­en­tie­rungs­an­ge­bot in Zei­ten gesell­schaft­li­chen Wan­dels. Die Her­aus­for­de­rung liegt dar­in, die eige­ne AAEL-Rei­se inner­halb die­ses Rah­mens zu gestal­ten und eige­ne Prak­ti­ken zu entwickeln.

#Dazwischen handlungsfähig sein

Sich auf AAEL ein­zu­las­sen erfor­dert mit­un­ter per­sön­li­chen Mut. Doch genau dar­um geht es: ein AAEL-Being und AAEL-Doing zu ent­wi­ckeln, das aus dem wächst, was schon da ist – indi­vi­du­ell und orga­ni­sa­tio­nal.

Der Rah­men ist offen genug, um ange­passt zu wer­den – und sta­bil genug, um zukünf­tig zu tra­gen. Er soll lang­fris­tig funk­tio­nie­ren – in der nächs­ten Schlei­fe, im nächs­ten Wan­del, in der nächs­ten Her­aus­for­de­rung. Es gibt kei­ne Schritt-für-Schritt-Anlei­tung. Wohl aber die Idee vom wie­der­keh­ren­den Loop oder der per­ma­nen­ten Bewe­gung in Wel­len als Ein­la­dung, das Span­nungs­feld von Bis­he­ri­gem und Neu­em immer wie­der aktiv aus­zu­lo­ten – und im Dazwi­schen Lösun­gen zu ent­wi­ckeln.

Dazwi­schen meint auch die kom­ple­xen Über­gangs­be­rei­che, in denen sich Bildungsakteur_innen bewe­gen: zwi­schen Tra­di­ti­on und Trans­for­ma­ti­on, Pla­nung und Emer­genz, Kon­stanz und Anpas­sung, Indi­vi­du­um und Gesell­schaft. Wenn über geteil­te AAEL-Wer­te und ‑Prin­zi­pi­en eine trag­fä­hi­ge AAEL Pra­xis mit spe­zi­fi­schen Prak­ti­ken ent­steht, kann Hoch­schul­bil­dung sou­ve­rän hand­lungs­fä­hig blei­ben – gera­de auch dann, wenn alles ande­re in Bewe­gung ist. Das ist für mich die Idee eines Lea­der­ships in der Kom­ple­xi­tät und in der Post-Digitalität.

Ein Lea­der­ship, das Agi­li­tät und Ambi­dex­trie im Den­ken, Füh­len und Han­deln inte­griert – und dar­aus Ent­schei­dun­gen trifft. Für die nächs­ten Schrit­te. Für das Wei­ter­ma­chen. Für die eige­ne AAEL-Lernreise.

#Machen

Auch die Erstel­lung die­ses Rah­men­werks ist eine Lern­rei­se – mit vie­len Begeg­nun­gen, Gesprä­chen, Ent­schei­dun­gen. Und nicht zuletzt erfah­re und ler­ne ich selbst gera­de beim Machen die Ver­än­de­rung von (Hochschul-)Bildung in der Post-Digi­ta­li­tät durch KI – im Dia­log mit (m)einer KI-Assis­tenz „KIt­ty“.

So ist die­ses kon­zep­tio­nell gewach­se­ne Rah­men­werk in sei­ner Ver­si­on 2.1 nun da: mit einer fun­dier­ten AAEL-Kurz­fas­sung, einer aktua­li­sier­ten Ein­füh­rung, einem pra­xis­ori­en­tier­ten Trans­fer­teil und dem wei­ter­hin offen und frei zugäng­li­chen AAEL-Online-Buch.

Was bis­lang fehlt, sind authen­ti­sche Erfah­run­gen aus der AAEL-Pra­xis in der Hoch­schul­bil­dung. Das bleibt ein nächs­ter Schritt:
Wo wird AAEL bereits aus­pro­biert? Wer ist unter­wegs? Wer möch­te sich anschließen? 

Viel­leicht gehö­ren Sie bereits dazu. Viel­leicht wol­len Sie sich betei­li­gen, mit­den­ken, kom­men­tie­ren – oder ein­fach mit­ge­stal­ten. Dann: Mel­den Sie sich gern.

#Dank

Mein Dank gilt zuerst den vie­len Per­so­nen, mit denen ich mich in den unter­schied­li­chen For­men zum Rah­men­werk und sei­nen Anwen­dungs­mög­lich­kei­ten aus­tau­schen durf­te.

Ein beson­de­rer Dank geht für die­se Ver­si­on an Ste­fa­nie Legler, die mich seit Novem­ber 2024 im DUA-Pro­jekt beglei­tet. Dei­ne schnel­le Ein­ar­bei­tung, tech­ni­sche Exper­ti­se, struk­tu­rie­ren­de Unter­stüt­zung und klu­ge Nach­fra­gen – vor allem aber spür­ba­re Lust am Mit­den­ken und Pro­to­ty­p­ing haben die Wei­ter­ar­beit an die­ser Ver­si­on sehr unter­stützt. Dan­ke, Ste­fa­nie!

Und ganz beson­ders dan­ke ich Mark – für sei­ne ste­ti­ge Co-Crea­ti­on „beim Käff­chen“ von Beginn an. Dan­ke für die tech­ni­sche Unter­stüt­zung im Hin­ter­grund, für Dei­ne gedank­li­che Schär­fe und kri­ti­sche Per­spek­ti­ve nach vor­ne, die in vie­len Zei­len die­ses Rah­men­werks mit­klin­gen. Und für die ste­ti­ge Ermu­ti­gung, auch den nächs­ten Schritt zu gehen, wie nun den Auf­bau einer Com­mu­ni­ty zum The­ma AAEL.

Ich freue mich auf unse­re wei­te­re gemein­sa­me Lern­rei­se – im Dazwischen!

Letz­te Aktua­li­sie­rung am 03.04.2025 (Chan­ge­log)

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