Zwischen dem „Außerdem 1.0“ und diesem nächsten „Außerdem“ zur Version 2.1 des Rahmenwerks AAEL hat sich Vieles weiterentwickelt.
Manches steht noch aus – anderes habe ich bewusst verworfen.
#Unperfektion
Das Rahmenwerk AAEL thematisiert im Kern Handlungsfähigkeit unter Bedingungen von Wandel und Ungewissheit. Es versteht sich selbst als kontinuierlicher Produktionsprozess – auch diese Version 2.1 ist wieder ein ‘Minimal Viable Product’. Viele Impulse und Entscheidungen liegen noch zum Bearbeiten im Backlog, andere konnten bereits in ersten Iterationen realisiert werden. Wieder anderes befinden sich derzeit im Prozess – und sind dennoch sichtbar, um sie frühzeitig in die Diskussion einzubringen.
Im ersten „Außerdem (zur Version 1.0)“ sprach ich noch von einem „Essay“ als Textform, weil sich der Text zwischen ersten konzeptionellen Überlegungen und praxisbezogenem Transferanspruch bzw. Transferimpulsen aus der Praxis für das AAEL-Rahmenwerk bewegt. Fachlich und empirische mit Blick auf die Transdisziplinarität und Interdisziplinarität der Themenfelder, die sich in diesem Rahmenwerk integrieren, fundiert und jederzeit zitierfähig. Nun nimmt der AAEL-Rahmen immer mehr Form an und wird zunehmend zu dem (Online-)Buch, das ich von Anfang an vor Augen hatte. Und die Fundierung wird in der Überarbeitung der Vertiefungskapitel erweitert. Auch Forschungsprojekte sind derzeit in Planung.
Diese Version markiert insofern den erneuten Beginn einer öffentlichen Review-Phase. Ihre Rückmeldungen – gerne per Mail oder über die Website – sind ausdrücklich erwünscht.
#Entscheidungen
Für Version 2.1 habe ich mich an verschiedenen Stellen für Klarheit entschieden: Begriffe wurden geschärft, Elemente verworfen oder verdichtet – insbesondere im Rahmen der Visualisierung des AAEL-Rahmens. Werte und Prinzipien wurden aus den vertiefenden Ausführungen abgleitet und explizit formuliert, um Referenzpunkte für die Umsetzung einer AAEL-Reise zu bieten. Weitere fachliche Perspektiven flossen bereits in flankierende Publikationen ein und werden integriert, andere warten noch auf ihre Ausarbeitung.
Viele dieser Entwicklungen haben sich aus dem kontinuierlichen Austausch entwickelt – in Gesprächen, in Vorträgen, im Schreiben selbst. Und letztlich war es auch dieser Prozess, der zur expliziten Aufnahme des zweiten „A“ im Namen führte: Ambidextrous. Denn die Metapher der Beidhändigkeit trifft den Kern, wenn es darum geht Paradoxien auszubalancieren: mit begrenzten Ressourcen sowohl das Bestehende zu optimieren als auch Neues zu erkunden – und dafür im Dazwischen passende Lösungen zu suchen.
#Dazwischen handeln können
Seit Beginn meiner Arbeit an AAEL leitet mich die Perspektive auf das Dazwischen: zwischen Alt und Neu, zwischen Stabilität und Veränderung, zwischen Struktur und Emergenz. Zwischen Schwarz und Weiß – den vielen Grautönen, die es für passende Lösungen im Bildungsbereich braucht.
Deshalb ist AAEL kein Schema mit festen Entwicklungsstufen oder trainierbaren Kompetenzstufen, keine Checkliste, kein ‚One-fits-all‘-Modell für die Bildungsorganisationen – sondern ein leitender Rahmen, der gemeinsam ausgefüllt werden will. Es geht nicht um ein richtige Mindset vorab, nicht um eine verordnete Kultur, nicht um Reifegradmessungen. Es geht um gemeinsames wie zielgerichtetes Nutzen eines Möglichkeitsraums – und um die Freiheit und das Wissen darum, dass sich Haltung, Kultur und Veränderungsbereitschaft im Handeln und Erleben entwickeln dürfen müssen. Schritt für Schritt.
Das ist hier auch mit individuellem, gemeinsamen und organisationalem Lernen gemeint – und dabei erfahren einige vermutlich auch ganz persönliche Bildungsprozesse.
Der AAEL-Rahmen hält Elemente als Leitplanken bereit, um Komplexität gestaltbar zu machen – ohne sie zu verflachen. Für Personen und Organisationen bietet er ein gemeinsames, anschlussfähiges Orientierungsangebot in Zeiten gesellschaftlichen Wandels. Die Herausforderung liegt darin, die eigene AAEL-Reise innerhalb dieses Rahmens zu gestalten und eigene Praktiken zu entwickeln.
#Dazwischen handlungsfähig sein
Sich auf AAEL einzulassen erfordert mitunter persönlichen Mut. Doch genau darum geht es: ein AAEL-Being und AAEL-Doing zu entwickeln, das aus dem wächst, was schon da ist – individuell und organisational.
Der Rahmen ist offen genug, um angepasst zu werden – und stabil genug, um zukünftig zu tragen. Er soll langfristig funktionieren – in der nächsten Schleife, im nächsten Wandel, in der nächsten Herausforderung. Es gibt keine Schritt-für-Schritt-Anleitung. Wohl aber die Idee vom wiederkehrenden Loop oder der permanenten Bewegung in Wellen als Einladung, das Spannungsfeld von Bisherigem und Neuem immer wieder aktiv auszuloten – und im Dazwischen Lösungen zu entwickeln.
Dazwischen meint auch die komplexen Übergangsbereiche, in denen sich Bildungsakteur_innen bewegen: zwischen Tradition und Transformation, Planung und Emergenz, Konstanz und Anpassung, Individuum und Gesellschaft. Wenn über geteilte AAEL-Werte und ‑Prinzipien eine tragfähige AAEL Praxis mit spezifischen Praktiken entsteht, kann Hochschulbildung souverän handlungsfähig bleiben – gerade auch dann, wenn alles andere in Bewegung ist. Das ist für mich die Idee eines Leaderships in der Komplexität und in der Post-Digitalität.
Ein Leadership, das Agilität und Ambidextrie im Denken, Fühlen und Handeln integriert – und daraus Entscheidungen trifft. Für die nächsten Schritte. Für das Weitermachen. Für die eigene AAEL-Lernreise.
#Machen
Auch die Erstellung dieses Rahmenwerks ist eine Lernreise – mit vielen Begegnungen, Gesprächen, Entscheidungen. Und nicht zuletzt erfahre und lerne ich selbst gerade beim Machen die Veränderung von (Hochschul-)Bildung in der Post-Digitalität durch KI – im Dialog mit (m)einer KI-Assistenz „KItty“.
So ist dieses konzeptionell gewachsene Rahmenwerk in seiner Version 2.1 nun da: mit einer fundierten AAEL-Kurzfassung, einer aktualisierten Einführung, einem praxisorientierten Transferteil und dem weiterhin offen und frei zugänglichen AAEL-Online-Buch.
Was bislang fehlt, sind authentische Erfahrungen aus der AAEL-Praxis in der Hochschulbildung. Das bleibt ein nächster Schritt:
Wo wird AAEL bereits ausprobiert? Wer ist unterwegs? Wer möchte sich anschließen?
Vielleicht gehören Sie bereits dazu. Vielleicht wollen Sie sich beteiligen, mitdenken, kommentieren – oder einfach mitgestalten. Dann: Melden Sie sich gern.
#Dank
Mein Dank gilt zuerst den vielen Personen, mit denen ich mich in den unterschiedlichen Formen zum Rahmenwerk und seinen Anwendungsmöglichkeiten austauschen durfte.
Ein besonderer Dank geht für diese Version an Stefanie Legler, die mich seit November 2024 im DUA-Projekt begleitet. Deine schnelle Einarbeitung, technische Expertise, strukturierende Unterstützung und kluge Nachfragen – vor allem aber spürbare Lust am Mitdenken und Prototyping haben die Weiterarbeit an dieser Version sehr unterstützt. Danke, Stefanie!
Und ganz besonders danke ich Mark – für seine stetige Co-Creation „beim Käffchen“ von Beginn an. Danke für die technische Unterstützung im Hintergrund, für Deine gedankliche Schärfe und kritische Perspektive nach vorne, die in vielen Zeilen dieses Rahmenwerks mitklingen. Und für die stetige Ermutigung, auch den nächsten Schritt zu gehen, wie nun den Aufbau einer Community zum Thema AAEL.
Ich freue mich auf unsere weitere gemeinsame Lernreise – im Dazwischen!
Letzte Aktualisierung am 03.04.2025 (Changelog)